Ich ziehe hier mal eine Parallele zur Softwareentwicklung: bislang verfolgte das PHL meist das Vorgehensmodell, Attraktionen einmal vorab ingenieumäßig zu planen und umzusetzen, und dann nicht mehr zu verändern. Ähnlich hat man auch noch vor einigen Jahrzehnten standardmäßig versucht, Software vorab bis ins letzte Detail zu planen und dann nach einem möglichst unveränderlichen Plan umzusetzen. Weil es in eine Kaskade fester Planungs- und Umsetzungsphasen aufgeteilt war, bezeichnete man es auch als "Wasserfall-Modell".
Dieses Modell fester Planung wird seit geraumer Zeit durch sog. agile Methoden abgelöst: man hat erkannt, dass die Vorabplanung selten vollständig ist und sich im Laufe der Entwicklung Diskrepanzen, neue Wünsche, Probleme und Neuentwicklungen ergeben, die im Wasserfall-Modell Störungen darstellen. Vor allem ist es viel kundenfreundlicher, wenn man sich kurzfristig mit neuen Gegebenheiten auseinandersetzen, ggf. auch neue Wünsche aufnehmen kann, als wenn man stur an einem vorher gemachten Plan klebt.
Auf einen Freizeitpark übertragen, würde das bedeuten, dass man Attraktionen, wo möglich, variabel gestaltet, so dass man immer noch nachbessern und umgestalten kann. Wenn z.B. eine Thematisierung nicht gut gelungen ist, macht man kurzfristig "agil" Nachbesserungen. Ebenfalls zur agilen Softwareentwicklung gehören kurze Releasezyklen, bis zum Continuous Deployment, regelmäßiger Weiterentwicklung, statt wie früher nur alle paar Jahre eine neue Version raus zu bringen. Man würde also entsprechend eine Parkattraktion nicht nur einmal aufbauen, vielleicht einmal auf der Hälfte der Lebensdauer renovieren, sondern praktisch in jeder Offseason daran etwas machen. Das wäre vor allem bei klassischen Themenfahrten wichtig, die einfach langweilig werden, wenn man immer die gleiche Szenerie abfährt.
Die Grenzen agiler Parkentwicklung sind da, wo klassische Ingenieurleistungen gebraucht werden, wie bei der Konstruktion von Fahrgeschäften. Alle paar Jahre die Schienen einer Achterbahn verändern, ist wohl auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich möglich.
Als tendenziell agil kann man z.B. den Umgang des Europaparks mit dem Voletarium bezeichnen, als da einige Aspekte doch nicht so waren wie gewünscht. Oder die Nachbesserungen an River Quest und jetzt Deep in Africa im PHL. Dagegen sieht der Umbau des Space Center zum TotNH, und das Dahinvegetieren der letzten Darkrides, sehr danach aus, dass man sich auf bürokratische Planung versteift hat. Als der TotNH doch nicht so toll war, hat man einfach das Projekt als abgeschlossen betrachtet und die Sachen nie wieder angefasst, obwohl der TotNH damals noch nicht mal die Hälfte seiner geplanten Lebensdauer um hatte (ich glaube nicht, dass der Brand da die Hauptursache war). Silbermine, Geister-Rikscha und Hollywood-Tour hat man als "einmal für immer" betrachtet und bis auf einfachste Flickschusterei und Downcycling nichts mehr dran geändert.
Ich kann nicht beurteilen, ob die jüngsten Verbesserungen an RQ und DiA Teil einer "agilen" Strategie sind, oder ob es sich da auch um bürokratische Projektpläne handelt. Schön wäre es aber, wenn das PHL nicht nur aufwändige Neu- und Umbauten und die unumgänglichen Wartungen und Reparaturen, sondern auch regelmäßige, kleine bis mittlere Verbesserungen, vorsähe.
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Ich ziehe hier mal eine Parallele zur Softwareentwicklung: bislang verfolgte das PHL meist das Vorgehensmodell, Attraktionen einmal vorab ingenieumäßig zu planen und umzusetzen, und dann nicht mehr zu verändern. Ähnlich hat man auch noch vor einigen Jahrzehnten standardmäßig versucht, Software vorab bis ins letzte Detail zu planen und dann nach einem möglichst unveränderlichen Plan umzusetzen. Weil es in eine Kaskade fester Planungs- und Umsetzungsphasen aufgeteilt war, bezeichnete man es auch als "Wasserfall-Modell".
Dieses Modell fester Planung wird seit geraumer Zeit durch sog. agile Methoden abgelöst: man hat erkannt, dass die Vorabplanung selten vollständig ist und sich im Laufe der Entwicklung Diskrepanzen, neue Wünsche, Probleme und Neuentwicklungen ergeben, die im Wasserfall-Modell Störungen darstellen. Vor allem ist es viel kundenfreundlicher, wenn man sich kurzfristig mit neuen Gegebenheiten auseinandersetzen, ggf. auch neue Wünsche aufnehmen kann, als wenn man stur an einem vorher gemachten Plan klebt.
Auf einen Freizeitpark übertragen, würde das bedeuten, dass man Attraktionen, wo möglich, variabel gestaltet, so dass man immer noch nachbessern und umgestalten kann. Wenn z.B. eine Thematisierung nicht gut gelungen ist, macht man kurzfristig "agil" Nachbesserungen. Ebenfalls zur agilen Softwareentwicklung gehören kurze Releasezyklen, bis zum Continuous Deployment, regelmäßiger Weiterentwicklung, statt wie früher nur alle paar Jahre eine neue Version raus zu bringen. Man würde also entsprechend eine Parkattraktion nicht nur einmal aufbauen, vielleicht einmal auf der Hälfte der Lebensdauer renovieren, sondern praktisch in jeder Offseason daran etwas machen. Das wäre vor allem bei klassischen Themenfahrten wichtig, die einfach langweilig werden, wenn man immer die gleiche Szenerie abfährt.
Die Grenzen agiler Parkentwicklung sind da, wo klassische Ingenieurleistungen gebraucht werden, wie bei der Konstruktion von Fahrgeschäften. Alle paar Jahre die Schienen einer Achterbahn verändern, ist wohl auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich möglich.
Als tendenziell agil kann man z.B. den Umgang des Europaparks mit dem Voletarium bezeichnen, als da einige Aspekte doch nicht so waren wie gewünscht. Oder die Nachbesserungen an River Quest und jetzt Deep in Africa im PHL. Dagegen sieht der Umbau des Space Center zum TotNH, und das Dahinvegetieren der letzten Darkrides, sehr danach aus, dass man sich auf bürokratische Planung versteift hat. Als der TotNH doch nicht so toll war, hat man einfach das Projekt als abgeschlossen betrachtet und die Sachen nie wieder angefasst, obwohl der TotNH damals noch nicht mal die Hälfte seiner geplanten Lebensdauer um hatte (ich glaube nicht, dass der Brand da die Hauptursache war). Silbermine, Geister-Rikscha und Hollywood-Tour hat man als "einmal für immer" betrachtet und bis auf einfachste Flickschusterei und Downcycling nichts mehr dran geändert.
Ich kann nicht beurteilen, ob die jüngsten Verbesserungen an RQ und DiA Teil einer "agilen" Strategie sind, oder ob es sich da auch um bürokratische Projektpläne handelt. Schön wäre es aber, wenn das PHL nicht nur aufwändige Neu- und Umbauten und die unumgänglichen Wartungen und Reparaturen, sondern auch regelmäßige, kleine bis mittlere Verbesserungen, vorsähe.